Psychotherapie

Psychotherapie – als Spurensuche durch Raum und Zeit

Was ist Psychotherapie?

In stabilen Lebensphasen stellt sich die Frage nach der Psychotherapie für die meisten Menschen kaum. Das Leben vollzieht sich in gewohnten Bahnen, gestützt von Normen des Verhaltens und Grenzen des Denkens. Dabei kann die Frische verloren gehen, das Alltagsleben wird schal. Wenn das unmittelbare Erleben hinter den Mustern verschwindet, dann tauchen Krisen auf, sei es eine Trennung, eine Krankheit. Eine Schicht von Abwehr oder uneffektive Strategien bestimmen das seelische Geschehen. Wir „werden gewollt“, statt selber die Richtung zu bestimmen. Das Altbewährte funktioniert nicht mehr. Entwertung des Lebens oder des Selbst können die Folge sein. Da zeigt sich uns in diesem sensiblen Moment eine entscheidende Weggabelung: entweder zu resignieren oder ganz offen, gespannt auf das zu zugehen, was noch unbekannt ist und was das bisherige Dasein verändern wird. – Psychotherapie ist an diesem (biografischen) Ort wie eine wärmende Hülle, um seelisch neu belebt zu werden, um innerlich zu werden, um Augen, Ohren und Herz wieder empfänglich zu machen.

Psychotherapie ist auch für viele heutige Menschen ein Segen um Fremdeinflüsse wie Traumafolgestörungen oder transgenerationale Familiengeschichten zu bearbeiten und zu bereinigen. — Siehe auch: ‚Siek – Die Quellgrund-Therapie‘ als Soziale Technik, kann anschließen oder sich bewähren auf der persönlichen Ebene und mit den biografischen Fragen in Einzel – oder Kleingruppen die transgenerationale oder neurotischen oder traumabedingte Irritationen aufarbeiten und Ruhe hineinbringen. —

gesicht

Methodisches

Der Gesetzgeber formuliert es so: „Psychotherapie ist die nach einer allgemeinen und besonderen Ausbildung umfassende, bewusste und geplante Behandlung von psychosozial und/oder psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen mit wissenschaftlich psychotherapeutischen Methoden. Mit dem Ziel, in einer Interaktion bestehende Symptome zu mildern oder zu beseitigen, gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die Reifung, Entwicklung und Gesundung der/des KlientIn/PatientIn zu fördern.“ (§1,Abs.1 Österreichisches Psychotherapiegesetz 1990)

In Deutschland werden neben den sogenannten Richtlinien-Psychotherapien, die generell über Krankenkassen abgerechnet werden dürfen, viele Psychotherapieverfahren, die international wissenschaftlich anerkannt sind und über jahrzehntelange klinische Tradition verfügen, nicht oder nur selten über die Krankenkassen abgerechnet. Hintergrund ist das Psychotherapiegesetz von 1999, das nicht im Sinne der ganzheitlichen Psychotherapie-Landschaft, die der Gesellschaft generell zugutekommt, verabschiedet worden ist. Ein großer Nachteil ergibt sich, doch auch ist andererseits zu würdigen, dass in DE weltweit einzig die Abrechnungsmöglichkeit der psychischen Erkrankungen in ihrer Behandlungsnotwendigkeit den somatischen Erkrankungen finanziell gleichgestellt ist.

Psychotherapie wird angewandt, um verschiedene Probleme wie z.B. Ängste, Depressionen, körperliche Veränderungen etc. zu behandeln. Sie hilft bewusst zu machen was alt und zu verabschieden ist, zu erkennen was notwendig wäre und gesunde Alternativstrategien zu entwickeln, um die eigene innere und äußere Balance neu zu finden. Wissenschaftliche Studien sowie Untersuchungen belegen die Wirksamkeit von Psychotherapie.

Psychotherapie bei Traumatisierungen

Bei den meisten Fällen einer PTSD, die begleitet sind von einer dissoziativen Bewegungs- und Empfindungsstörung, kommen strukturelle Dissoziationen der Persönlichkeit vor. Es handelt sich um fragile emotionale Persönlichkeitsanteile (EP) neben anscheinend normalen Persönlichkeitsanteilen (ANP), die zB im Widerstreit liegen. Das Individuum wird im dauernden Schmerz- und Trauerkontinuum zu einem „Dividuum“ (E.Nijenhuis).

Mit einer körperorientierten, ressourcenorientierten Traumatherapie nach Nijenhuis, wie es auch die EMDR-Methode nach Francine Shapiro ist und der Ergänzung durch die körperorientierten Angebote aus der Konzentrativen Bewegungstherapie, werden nach ausreichender Stabilisierung in der Einzeltherapie die das Leben stark beeinträchtigenden Traumafolgestörungen bearbeitet. Koordination verschiedener Willensimpulse (Anteile) kann schwierig sein, das Vergessene taucht auf und schmerzt bis dann die Integration von erfahrener belastender, lebensbedrohlicher Existenz in das heutige Dasein erreicht wird. Angst und Hilflosigkeit können sich bei der Ich-Du-Beziehung im Therapieverlauf schritt weise lösen bis die biopsychosoziale Ganzheit des Individuums (wieder) hergestellt ist.

Neuronale Verknüpfung zwischen körperlichen Funktionen und Nerven-Sinnessystem sind zunächst der Grund weshalb ein unbearbeitetes Trauma den Menschen auf mehreren Ebenen beeinträchtigt, doch daraus ergibt sich auch die Hilfe: Häufig sind natürliche Zyklen, die dem Menschen normalerweise helfen sich zu orientieren, zu flüchten, zu kämpfen oder zu erstarren in stereotype Verhaltensweisen im Schock eingefroren worden und dadurch für den Alltag verloren gegangen. Es gilt nun, PatientInnen mithilfe spezieller Körperübungen diese Areale wieder zugänglich zu machen, indem abgespaltene Persönlichkeits-Teile reintegriert werden können. Was in Fluss gebracht wird, kann sich neu mit der Lebendigkeit und Liebe, mit dem Wachstum und der Selbstwirksamkeit in Beziehung bringen.

Was geschieht am Beginn der Therapie?

Im Erstgespräch wird abgeklärt, ob sich zwischen KlientIn und Therapeutin eine vertrauensvolle Beziehung entwickeln kann. Beide entscheiden sich nach diesem ersten Zusammentreffen, ob sie miteinander arbeiten wollen. In den ersten fünf Sitzungen werden dann die genauen Modalitäten der Therapie vereinbart. Die Dauer der Behandlung ist keineswegs festgelegt und variiert, je nach Problemstellung, von einigen Sitzungen bis zu mehreren Monaten. Die Frequenz kann wöchentlich, 14tägig oder in größeren Zeitabständen vereinbart werden. In Absprache mit der Therapeutin bestimmt die KlientIn selbst sehr wesentlich Fortgang und Ende der Therapie. Eine therapeutische Einheit dauert 50 Minuten. Bei Vorliegen der Kriterien des ICD-10 können Sie unter Umständen von Ihrer Krankenkasse eine Kostenerstattung erhalten. Die Therapie kann in Einzel-, Paar- oder Gruppensitzungen durchgeführt werden.

Wann ist eine Psychotherapie indiziert?

Bei Störungen und belastenden Situationen können Sie sich professionelle Unterstützung suchen. Dazu zählen z.B.: Ängste, Erschöpfung, Selbstwertprobleme, familiäre Konflikte, Persönlichkeitsstörungen, Traumafolgestörungen, Depressionen, Beziehungsschwierigkeiten, sozialer Rückzug, Krisensituationen, Panikattacken, psychosomatische Beschwerden, sexuelles Missempfinden, Sinn- und Identitätskrisen.

Was passiert bei einer Psychotherapie?

Mit einer offenen Grundhaltung gehe ich individuell auf jedeN EinzelneN ein. Insofern ist die Therapie für jede KlientIn maßgeschneidert: Ich nehme mir Zeit für Sie und möchte, dass Sie die Grundlage erkennen auf der Planung und Ideen zur Durchführung der Therapie entstehen. Ich biete Ihnen einen sicheren Rahmen, in dem sie neue Wege ausprobieren und die bisherigen loslassen können. Ich bin die Wegbegleiterin in Ihrem Prozess.

Ihre aktive Mitarbeit ist gefragt! Das heißt: ein wesentlicher Aspekt ist Ihr persönlicher Einsatz, Ihre Fragestellungen, Ihre Neugier, denn das bereichert die Therapie. Sie werden zunehmend lernen Ihr Problem zu erkennen und Sie können, wenn Sie erfahren haben, woher es kommt, damit umgehen lernen und auch etwas dagegen tun.

Ziel der Therapie ist die Verbesserung und Stabilisierung Ihrer Eigenständigkeit. Sie sollen langfristig selber Experte Ihrer Biografie werden: Das bedeutet, dass Sie lernen, neue Gewohnheiten zu entwickeln und Werkzeuge zu verwenden, die auf ihrem Weg hilfreich sind.

Terminvereinbarung

Telefonisch vereinbaren Sie am einfachsten und raschesten einen Termin. Es kann mitunter zu kurzen Wartezeiten kommen, selten jedoch betragen diese mehr als zwei Wochen. Um einen Therapieerfolg zu erzielen, ist es sinnvoll, möglichst regelmäßig Termine zu vereinbaren und diese auch einzuhalten. Sollten Sie zu einem Termin zu spät kommen, so kann die Sitzung nicht verlängert werden.

Absagen von Sitzungen

Wenn Sie kurzfristig absagen, dann gilt bei mir die Zweitageregel: Sie sagen Termine mindestens 48 Stunden vorher ab, andernfalls werde ich das Honorar für die ausgefallene Stunde berechnen.

Vertraulichkeit

Das Vertrauliche, das Sie mir in Gesprächen entgegenbringen, werde ich sorgsam achten und gegenüber Dritten das Besprochene schützen. Für Psychotherapie besteht außerdem die im Psychotherapiegesetz verankerte Schweigepflicht, die dieses gewährleisten soll.

„Da ist ein Schmerz – so abgrundtief –
Dass er das ganze Sein verschlingt –
Mit süßem Rausch deckt er den Abgrund zu –
Und die Erinnerung betritt ihn leicht
Tritt um ihn – über ihn hinweg – Wie
Einer, der im Traume wandelt –
Mit sich’rem Schritt und stürzen würde –
Knochenschwer – wenn er erwacht.“

Von Emily Dickinson; aus Nijenhuis, E.2016,
„Die Trauma-Trinität: Ignoranz – Fragilität – Kontrolle“